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Home  /  Familie • Menschen  /  Für die Grosskinder meiner Eltern
21 Dezember 2014
Familie

Für die Grosskinder meiner Eltern

Ich schreibe diesen Beitrag für meine Nichten und den Neffen. Ich möchte ihnen Ratschläge geben, bevor der Zug abgefahren ist.

Im Auftrag meiner Mutter organisiere ich die diesjährige Verteilung der Weihnachtsbazen, die heute in Form von farbigen Noten geliefert werden. Ich fragte sie, ob es das noch braucht. Ich persönlich finde eigentlich nicht. Wir verdienen alle Geld, auch ihre Enkelkinder, die ja eben keine Kinder mehr sind und sein wollen. Vor Jahrzehnten hatten wir vereinbart, dass die Erwachsenen einander keine Geschenke mehr geben.

Meine Mutter weiss das, hat sich aber nie daran gehalten und will dies auch dieses Jahr nicht tun, obwohl in ihrer Erinnerung die Jungen kaum dankbar sind und man nie erfährt, was sie mit dem Bazen gemacht haben.

Doch, sie bedanken sich, sage ich zu ihr. Ich beobachte dies nämlich jährlich (ausser letztes Jahr, da wollte ich einfach mal keine Weihnachtsfeier). Sie öffnen das Couvert, lesen die guten Wünsche, ziehen die Note hervor, stecken sie wieder zurück und schweben behende zu meinen Eltern, ihren Grosseltern. Diese wurden in die gemütlichen, gepolsterten Sesseln platziert. Sie mögen nicht mehr aufstehen. Sie erheben sich ein wenig, wenn die Enkelinnen und der Enkel smilend zu ihnen gleiten. Kein Problem, die Girls und der Enkelsohn beugen sich herunter und geben ihnen links und rechts ein Küsschen mit einem gedehnten Dankeeee oder Merciiiii. Fröhliche, leichte Küsschen und weg sind sie wieder und gucken in ihre Smartphones und danach singen wir Oh du Fröhliche.

Sie meinen es nicht bös, denke ich. Wir waren wahrscheinlich nicht anders, einfach ohne Smartphone. Der etwas leere Blick unserer Grossmutter hängt mir heute noch nach.

So, nun zu den oben angekündigten Ratschlägen. Früher war es so, dass ein Bazen dafür gedacht war, sich etwas Besonderes zu kaufen. Vielleicht sparte man auf etwas Grösseres und eben dieser Bazen war ein sogenannter Zustupf. Wenn man sich mit dem Geld dann das Spezielle, Ausserordentliche gekauft hatte, gab man, in diesem Fall den Grosseltern, eine Rückmeldung.

Die Rückmeldung kam in Form einer Geschichte und wurde mit einem nochmaligen Dank versehen. Das Schöne daran war, dass man durch das Geschenk in Beziehung war. Die Schenkenden erlebten etwas mit, wurden Teil davon. Dem sagt man: sie wurden emotional genährt – schön, oder?

Methodisch konnte eine Rückmeldung eine Karte sein, ein Besuch, ein Telefonat, eine Überraschung, eine Fotografie (aus Papier). Man war frei in der Gestaltung.

Der Bazen ist mehr als ein Geldbetrag, liebe Nichten und lieber Neffe. Ich weiss auch, dass der Bazen, den ihr bekommt, für Euch keinen aussergewöhnlichen monetären  Wert darstellt. Für meine Mutter, Eure Grossmutter, jedoch schon. Sie weiss nicht, wie locker ihr Geld ausgebt und wofür. Sie ahnt es zwar, wenn sie mich jeweils fragt, wer denn all die Reisen und die eure Gerätschaften bezahlt. Ich sage dann einfach, dass die Zeiten eben ändern, nichts mehr so ist, wie es mal war und dass das normal ist und gar nicht so schlimm.

Nehmt den Bazen als Möglichkeit, auf eine liebevolle Art in Kontakt mit den Grosseltern zu sein. Es lohnt sich. Die Zeit läuft.

Hier noch ein paar Gratistipps nebenbei: Eine Ansichtskarte von einer kürzeren oder längeren Reise zu erhalten, bedeutet Grosseltern viel. Keine zu bekommen, tut weh. Man versteht das einfach nicht mehr. Ebenso ist es, wenn man beim Zügeln keine Anzeige schickt, weil der Ort heute keine Rolle mehr spielt. Für Grosseltern spielt er noch eine Rolle. Meine Mutter, eure Grossmutter, sagt ab und zu, sie wüsste ja nicht einmal, wohin eine Geburtstagkarte mit einem Bazen schicken. Ich erwidere dann jeweils, sie soll es doch sein lassen. Sie kann das aber nicht und ich bemerke den leeren Blick an ihr.

Tja, der Zug ist schon abgefahren. Er ist unterwegs und kann schneller um die nächste Biegung sein, als man denkt.

Sonntag, 21. Dezember 2014
www.mariannesteiner.com

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