Mein Liebster ist gestern um 12.15 Uhr abgereist. Er ist aus dem Nebel raus, über den Gotthard, wo es wärmer ist aber auch bedeckt und regnerisch. Ich bin noch da, im Tessin, im grossen Haus am Südhang, das ich hüte und mit dem dicken, alten Karthäuser, den ich betreue. Ein guter, lieber Maudi, den ich beschmuse und füttere.
Ich bin nun für eine Woche allein hier. Draussen schüttet es in Strömen. Die Treppe ins Dorf ist zu einem Bach mutiert. Morgens um 09.00 Uhr wurde mir ein Gewitter serviert, das noch andauert. Blitze im Nebel, sehr hübsch und Donner während dem Duschen.
Der Wetterbericht für die kommenden Tag ist so schlecht, dass ich mir keine grossen Hoffnungen auf eine Luftseilbahnfahrt auf den Monte Lema machen muss. Ich kann seelenruhig planlos da sein und auf einen Regenlücke warten, um die Post aus dem Kasten zu holen.
1998 war ich das letzte mal für mehrere Tage wirklich allein. Nicht einfach allein zuhause, sondern allein an einem anderen Ort. Ich wollte das nun, 2014, wieder einmal tun, es war geplant. Ich wusste auch, dass es im Tessin regnen kann. Trotzdem erstaunt mich die Menge und die Dauer. Der Mythos Sonnenstube ist bei mir jedenfalls arg ramponiert.
Der Punkt ist, ich bin allein und es geht mir gut. Ich dachte, dass mich das erschüttern würde. Als er ging, war ich zugegebenermassen fast ein wenig weinerlich. Ich stellte mir gestern noch vor, dass ich von Selbsterkenntnissen heimgesucht würde, dass die Einsamkeit unter erschwerten Bedingungen mich zu einem besseren Menschen machen könnte. So gefiele es mir, wenn ich irgendwie geläutert würde, zum Beispiel weniger nörglerisch nach hause käme.
Nun ja, es sind noch keine vierundzwanzig Stunden Einsamkeit. Ich muss wohl noch etwas zuwarten. Wie es aussieht bin ich in Gefahr hier. Vielleicht kommt alles anders.
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