Foto: Der Brunnen, der noch da ist wie, damals!
Nach der Reise in die Vergangenheit sind Manu und ich zu Fuss zur Bushaltestelle. Wir haben den hinteren Weg genommen und nach Spuren gesucht. Manu hat gute Erinnerungen an das Heim. Sie hat ihre ganze Schulzeit dort verbracht. Sie erfuhr eine mehrheitlich wohlwollende Erziehung. Die Kinder der anderen Gruppe taten ihr leid. Sie weiss, dass sie Glück hatte.
Im Bus denke ich darüber nach, wie in der gleichen Institution so unterschiedlich mit den Kindern umgegangen werden konnte. Ich habe dies damals sehr intensiv erlebt. Ich dachte, ich könnte etwas bewirken.
Man hat gewusst, dass auf einer Gruppe Zustände herrschten, die man als schwarze Pädagogik hätte bezeichnen können. Einige von uns Praktikantinnen oder Fräuleins, wie wir genannt wurden, haben die Oberin mehrmals informiert. Es gab Gespräche. Ich erinnere mich, dass ich ernsthaft befragt wurde. Auch die Kinder selber haben zum Teil geredet und andere Schwestern haben sich eingesetzt.
Was wurde unternommen? Wie lange hat man es gewusst, ohne grundlegende Veränderungen einzuleiten? A. eine Facebook Freundin von mir, hat Jahre später bei Sr. M. gearbeitet und es ebenso erlebt wie ich.
Auf der Website des Heims kann man heute lesen, dass 1993 ein zeitgemässes pädagogisches Konzept für die drei Wohngruppen entwickelt worden sei. War das der Punkt, an dem es anders oder gar besser wurde? Ich kann es nur hoffen, denn ich weiss, dass ein pädagogisches Konzept allein diese verletzlichen Kinder und Jugendlichen nicht vor Demütigung und Entmutigung schützen kann.
Heute gibt es Wörter, für das, was damals sprachlos machte: Psychische Gewalt und emotionale Misshandlung.
Mittlerweile weiss ich viel über das, was ich damals zu ahnen begann: Es gibt Organisationsformen, die die Entwicklung von emotionalen Misshandlungen fördern und Gemeinschaften, in denen es fast nicht möglich ist, offen zu reden und Konflikte konstruktiv zu lösen.
Ich finde auch diesmal keinen Schluss. Vielleicht gibt es gar keinen für diese Geschichte. Alle, die sich in Institutionen und Gruppen bewegen, schreiben daran, Kapitel um Kapitel!
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