Obwohl die Geschichte mit dem Honig schon einige Wochen her ist, habe ich diese nicht verkraftet.
Seit Jahren werden wir von Verwandten und Autogaragen mit Honig beschenkt. Auch Toni, der das Land neben uns bewirtschaftet, hat uns schon ein Glas davon gebracht. Es ist jedoch so, dass wir selten Honig essen. Darum haben sich ungeöffnete und angefangene Gläser in unserem Chuchichäschtli angesammelt.
Vor Monaten haben wir, um die Fülle zu reduzieren, meinen Schwiegereltern einige Gläser übergeben. Sie lieben Honig.
Einzig den Waldhonig von Carmen Rettich, haben wir behalten. Für uns ist er der König unter den Honigen. Er schmeckt genau so, wie wir uns einen guten Honig vorstellen. Nicht zu viel Zucker und mässig viel Säure, geschmacklich ähnlich wie der Geruch einer dieser gelben Wabenkerzen, die man gelegentlich an Weihnachten unter den Geschenken findet.
Der Plan war, ihn mit dem bisschen Verstand, den wir gemeinsam aufbringen können, zu essen. Das ging längere Zeit gut. Jeden Sonntag wurden je ein, zwei Stücke meiner selbstgebackenen, unglaublich guten Züpfe, damit bestrichen.
Am 12. April 2015, 09.55 Uhr kam alles anders. Mein Liebster ruft aus der Stube in die Küche: Bringst Du gleich den Honig mit! Ich greife danach und fühle, wie er, kaum in meinen Händen, davon gleitet, weiter im Sinkflug gegen den Küchenboden saust und auf diesem zerschellt.
Paff! Wenn Honig auf Steinboden landet, fliegen die Splitter nicht weit. Sie bleiben kleben und versinken in der zähen Masse, die eigentlich für die Züpfe und den Verzehr gedacht war.
Ich denke sofort: typisch, der Mann vergisst ständig, die Deckel richtig zu verschrauben. Im gleichen Moment, nehme mir sofort vor, kein Wort davon zu sagen.
Wir sind deprimiert! Stehen um die Bescherung am Boden herum und beginnen zu handeln. Wir heben die Masse mit Splitter in den Abwaschtrog zur besseren Begutachtung. Da ist nichts zu machen, ausser das iPhone zu zücken und ein Bild zu schiessen.
Du denkst sicher, ich sei schuld, meint mein Liebster. Ich habe nichts gesagt, erwidere ich. Man könnte auch sagen, dass man ein Glas nie am Deckel herumträgt, weil dieser schlecht verschlossen sein könnte, fährt er fort.
Die Kraft für die Weiterführung des Streits fehlt uns, als klar wird, dass wir nicht wissen, woher wir diesen Honig hatten. Wer ist Carmen Rettich, in welchem Wald lässt sie ihre Bienen fliegen und wo verkauft sie ihre feinen Honigtöpfe? – Google gibt sich zugeknöpft, die Informationen sind spärlich. Wir kleben fest!
Samstag, 06. Juni 2015
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