Am Freitag bin ich ganz nachdenklich nach Hause gekommen. Ich war zwei Tage an der Clownausbildung, die ich absolviere. Myriam und Carol haben mir gesagt, dass sie mich dafür bewundern, dass ich ganz klar sagen kann, was ich denke, meine und wie ich es haben möchte. Dabei sei ich nicht verletzend.
Ein sehr schönes Feedback, vor allem, dass es nicht verletzend sei, hat mich riesig gefreut. Denn: Das war und ist nicht immer so.
Ich sei ein Vorbild und sie möchten das auch können. Ich bin mit ihnen einig, das sollten sie können – nicht nur sie.
Es brauche wohl Mut, meinen sie. Auch das kann ich bejahen: Es braucht Mut, manchmal viel, manchmal geht es wie von selber. Sicher wird es immer einfacher, wenn man erlebt, wie gut es tut, sich selber zu leiten und die volle Verantwortung für sich zu übernehmen. Niemand wird dich retten, du musst es selber tun!
Nein, ich war nicht immer so, beantworte ich eine weitere Frage. Im Gegenteil, ich war als Kind sehr scheu und habe wenig geredet, ausser mit meinen Brüdern, Eltern und Freundinnen.
Ich habe viel getan, um meine Sprache zu finden und um klar für mich einstehen zu können. Ich wollte raus aus meinem Käfig. Ich wollte es nicht länger allen Recht machen, dem Frieden zu liebe.
Ich habe mich auf den Weg gemacht. Als konstruktiv und belebend hat sich die intensive Auseinandersetzung mit dem Konzept der Themenzentrierten Interaktion (TZI) erwiesen – damit habe ich als junge Erwachsene angefangen, meinen Käfig aktiv und zielgerichtet zu verlassen.
Autonomie (Eigenständigkeit) wächst mit dem Bewusstsein der Interdependenz (Allverbundenheit).
Ruth C. Cohn
Ruth Cohn hat das Konzept der Themenzentrierten Interaktion (TZI) entwickelt und ich habe es gefunden! Zum ersten mal hörte ich in meiner Erstausbildung davon, dann über mir liebe Menschen. Anfangs besuchte ich Methodenkurse, dann TZI im Berufsfeld, TZI in der Supervision. Schliesslich traf ich mich in den mehrere Jahre in einer Gruppe, um gemeinsam Erfahrungen mit dem Konzept zu vertiefen und gab selber einige Kurse.
Seit über 20 Jahren geniesse ich meistens das, was die Integration des Konzepts in mein Leben mit mir gemacht hat. Schwer, hier Worte dafür zu finden und aufzuschreiben. Fragt mich danach. Im Gespräch weiss ich viel dazu zu sagen.
Das Zitat gleich weiter unten hat mich als Führungsperson stark geprägt, sowohl als Gruppenleiterin in Kinder- und Jugendheimen, wie auch als Leiterin der Suchtprävention Aargau. TZI und Führung, TZI und Pädagogik? – fragt mich danach.
Freie Entscheidung geschieht innerhalb bedingender innerer und äußerer Grenzen. Erweiterung dieser Grenzen ist möglich.
Ruth Cohn
Es ist eine grosse Ehre, ein Vorbild für jüngere Frauen zu sein. Ich werde den zwei wunderbaren, schönen Clowinnen, wenn sie möchten, die TZI näher bringen. Sie sind nicht die Ersten, die danach gefragt haben und hoffentlich auch nicht die Letzten. Und: Immer haben die, die danach gefragt haben, ihre Grenzen erweitert und tun es heute noch.
Go for it, Ladies, nehmt die Zügel in die Hand und erkennt in jeder Situation die Möglichkeit, eigene Entscheidungen zu treffen. Fertig mit warten und hoffen, dass andere oder unangenehme Begebenheiten sich dann einmal verändern werden. Sobald es im Kopf beginnt zu drehen, ist es an der Zeit, sich selber an der Hand zu nehmen.
Gilt im übrigen auch für Männer 😉