Er war nicht zu übersehen; in der Reihe der parkierten Velos, am Mittwoch dem 7. September um 7.39 Uhr. Ich war gerührt – jö, wie herzig, der verlassene, einsame Bär.
Erinnerungen schossen aus dem scheinbaren Nichts in mein Bewusstsein. Eine davon war: Mein Bruder Ueli und ich retteten drei Teddybären – ausrangiert, einer in rosa, zwei in gelb, schmutzig und abgewetzt alle drei. Sie lagen am Strassenrand, bereit für ihren letzten Gang in den Müllwagen. Wir retteten sie, liebten sie jedoch nie richtig. Oder, Bruder, hast du sie gemocht? Ich nicht.
Diesen Flauschigen hier am Bahnhof schliesse ich sofort in mein Herz, bedingungslos. Was ist mit dem Kind, das den Teddy vergessen oder verloren hat? Es ist bestimmt untröstlich. Hoffentlich tut niemand diesem Bären etwas zu Leide, denke ich, hoffentlich klaut ihn niemand, damit er vom Kind gefunden werden kann.
Heute, fast eine Woche später, war er immer noch da. Sorgfältig von den Pendlerinnen und Pendlern betreut. Mal in diesem Körbchen, mal in jenem und am Donnerstag, 18.31 Uhr in meinem Körbchen. Welch eine Ehre: Der Bär in Sicherheit in meinem Körbchen! Ergreifend.
Versuchsweise setzte ich ihn in ein Körbchen eines schlecht gewarteten Velos – mal schauen, ob, na ja, ob auch jener Typ, trotz Lottervelo, lieb zum Teddy ist. Er war es, hatte ein Herz für den Plüschbären, den Bahnhofsbären, wie ich ihn mittlerweile getauft hatte. Er setzte ihn sorgsam ins Körbchen eines weissen Velos, als er sein Fahrgestell abholte.
Am Freitag erzählte ich die Geschichte Freunden. Überschwänglich erklärte ich, wie wir alle, die die Velos am Bahnhof stehen haben, dieses Kind fühlen, das den Bären vermisst, wie das verbindet und …. „es ist ein Chilbibär, endlich weiss ich, wo ich den schon einmal gesehen habe“, ruft mein Liebster in die Runde. Es war am Sonntag. Ein Typ gewann laufend Plüschtiere, die er gleich wahllos weiterverschenkte. Der Bär wurde am Bahnhof ausgesetzt, niemand wollte ihn.
Autsch! Meine warmherzige, schöne Geschichte am Boden zerstört. Kein trauriges Kind, niemand wartet auf diesen Mutzen, seine Zukunft ist ungewiss. Ich hätte es wissen sollen, er sieht völlig unbespielt aus, dieser Teddy, keine Kuschelspuren, zu sauber, zu frisch.
Wie wird es weitergehen mit diesem Plüschigen? Heute früh sass er wieder am Boden, angelehnt, am Abend war er noch dort, die Abendsonne glühte auf seinem Pelz. Wo wird er morgen sein, der Ungeliebte, Verlassene? – Ich halte euch auf dem Laufenden.
Dienstag, 13. September 2016
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