Bild: Das diesjährige Igelkind
Letztes Jahr war T. abends bei uns zu Besuch, als ein Igel über unsere Wiese spazierte. T. sprang auf, kreischte vor Freude und teilte uns mit, dass dies der erste lebendige Igel sei, den sie je gesehen hatte. T. war damals 31 Jahre alt und schon viel in der Welt herumgereist. Wir waren verblüfft.
Wie kommt es, dass eine 31 jährige Frau, die in der Schweiz aufgewachsen ist, noch nie einen lebendigen Igel gesehen hat, sondern nur tote Exemplare auf den Strassen? T. selber wusste keine Antwort auf diese Frage. Vielleicht ein Zufall, wer weiss. Ich finde es irgendwie beunruhigend, dass junge Menschen bei uns aufwachsen, die Igel nur als Kadaver kennen.
Ich jedenfalls würde sie vermissen, die Igel.
Wir tun natürlich auch viel für sie. Wir lassen Haufen von Ästen im Garten herumliegen und gewähren ihnen Platz unter unseren Holzvorräten zum Überwintern. Es ist eine Win-win Situation: Ihr Schutzraum ist unser Alibi für einen wilden Garten, den andere Leute ungepflegt nennen würden. Ein Chrötlirasenmäher würde bei uns schnell auf dem Rücken liegen, ha, ha, ha!
Letzten Winter sind im Haufen in der Nähe des Robidogs Wiesel eingezogen. Als ich sie entdeckte, waren sie weiss. Sind die süss! Umwerfend! Ob T. sie auch nur als Leichen auf den Strassen kennt?
Im Dachstock leben Turmfalken mit ihrer Brut, unter den Ziegeln und im Vogelhäuschen brummen Hornissen, auf den Sofas liegen Katzen, in den Blumen tummeln sich Schnecken und jetzt regnet es gerade auf das Blechdach, denn ich hocke dank wLan im Garten und vor mir hangen noch grüne Chatzenseicherli (Americanotrauben).
Mir gefällt’s und ich gebe mir immer Mühe, nicht auf die vielen Weinbergschnecken zu treten, weil ich den Tieren lieber lebendig als tot begegne! Die grosse Ausnahme sind Stechmücken!
Montag, 04. August 2014
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