Bild: Das Geläut der braunen Liesel!
Mittwoch, 23. Juli 2014
Um nicht total wegen den Wettervorhersagen zu verzweifeln, sind wir heute mit den Liegerädern (diesmal ohne rote Schirmchen) nach Aarau gefahren. Nach Aarau fahren ist meistens eine Verzweiflungstat. In der Regel kommen wir freudestrahlend, verschwitzt und glücklich wieder heim. So war es auch heute.
Wir haben zwischen Unterentfelden und Suhr ein Pick Nick gemacht. Dies hat uns dann dazu berechtigt, in Aarau etwas zu trinken. Nach vier Versuchen, uns in ein Strassenrestaurant zu setzen, haben wir dann in der Rathausgasse etwas gefunden, das nicht Baulärm ausgesetzt war.
Ein Glücksfall! Kaum war ich vom abenteuerlichen WC zurück, trat sie in Erscheinung. Das WC übrigens ist eine Besichtigung wert. Am Ende der Treppe, es geht hinunter, steht eine zerzauste Kunststoffpalme. Gepaart mit dem aufsteigenden Geruch mangender Reinlichkeit, fühlt man sich gleich weit weg in den Ferien, im Süden, in einer trägen, heissen, dampfenden Stadt.
Sie scheint ebenfalls im Süden zu sein. Nizza oder Cannes. Mitte vierzig, lange, blonde Locken. Mit einer lässigen Kopfbewegung wirft sie ihre gefärbte Mähne zurück, so dass ihr verächtlich, träumerischer Blick kurz zu sehen ist.
Ihre Beine sind unglaublich lang, braun und wohlgeformt. Weil sie lediglich ein leichtes Hemd trägt, das eine ganz kurze Hose nur erahnen lässt, sieht man die Beine in ihrer vollen Pracht. Hämisch und kleinlich wie ich bin, erkenne ich trotz Bräume Orangenhaut.
Ihr Gang ist für den Laufsteg gemacht und lässt die Rathausgasse schäbig erscheinen. Am rechten Knöchel trägt sie eine Schelle, die jeden ihrer Schritte mit einem Gebimmel quittiert.
Was für eine Frau! Ich kann nur davon träumen, mich so in Szene zu setzen. Mir gelingt das nur mit Zubehör, sprich Liegerad mit rotem Schirmchen.
Ich sage meinem Liebsten, dass ich das Gebimmel immer noch höre, obwohl sie gleich ums Eck geht und dass so ein Auftritt wirklich Beachtung und Respekt verdient. Seine Antwort: Die braune Liesel kenn ich am Geläut!
Mann, das ist von Schiller, das ist Wilhelm Tell, Erster Aufzug, Erste Szene
- Kuoni zum Buben:
Lug Seppi, ob das Vieh sich nicht verlaufen. - Seppi:
Die braune Liesel kenn ich am Geläut. - Kuoni:
So fehlt uns keine mehr, die geht am weitsten.
Für soviel Poesie und Eleganz hat es sich gelohnt, die 66 km hin und her nach Aarau zu radeln. Beim Brunnen in Schöftland haben wir gar das Geläut der Liesel am Stall hängend gefunden!
Sonntag, 27. Juli 2014
Die braune Liesel war heute auf der Weide vor unsrem Haus und lässt grüssen!
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