„Er ist weg. Die Caritas hat ihn bestimmt geholt“, verkündete heute morgen mein Liebster, als er von seiner Einkaufstour ins Städtchen zurück kam. Das muss ich sehen, dachte ich mir, ab auf’s Velo und los. Tatsächlich, der Bär war unauffindbar. Es gab mir einen Stich ins Herz. Ich schaute in die Abfalleimer, warf einen Blick in die Unterführung, schritt die benachbarten Veloparkplätze ab – weg, verschwunden.
Es waren die Männer der Caritas, klar, die kümmern sich um die Ordnung der Veloparkplätze. Ich fuhr also los ins Industriequartier, wo die Caritas ihre Werkstätten hat. „Nein, wir haben keinen Bären und wenn, werfen wir sie weg.“ Der Arbeiter schaute nur widerwillig auf das Konterfei des Teddys, das ich ihm auf dem iPhone zeigte. Kein Funken Humor, nur Pragmatismus. „Wir bekommen Unmengen von solchen Bären – wir werfen sie weg“. Ok, Bären werden weggeschmissen. Es hat zu viele davon. Bahnhofsbär, Chilbibär, Abfallbär – was für eine Karriere.
Zurück am Bahnhof: Ich schaute noch in zwei Abfalleimer, inspizierte die Geleise, man weiss ja nie und dann ging ich an den Schalter. Zückte das iPhone – der Mann lächelte. Nein, er habe diesen Bären nicht gesehen und habe auch nicht bemerkt, dass der 2.5 Wochen auf dem Veloparkplatz gehaust hat. „Sie haben also nicht gemerkt, was für eine Tragödie sich ganz in ihrer Nähe abgespielt hat?“ – nein, hatte er nicht, lächelte noch einmal und wandte sich dem nächsten Kunden zu.
So, das wär’s. Ich weiss nicht, was mit dem Bären geschehen ist. Die Fortsetzung seiner Geschichte ist für mich nicht mehr zugänglich. Der Veloparkplatz hingegen wird nie mehr derselbe für mich sein. Er ist Bärengebiet – noch ein paar Monate, dann hat er dem neuen Veloleitsystem zu weichen. Ob dieser ein Lebensraum für Bären sein kann, ist ungewiss.
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