Ja, ich habe am 29. Juli 2024 am Zentralschweizer Jodelfest in Sempach gejodelt. Und: Es war ein berührendes Erlebnis. Ich singe und jodle am Jodelfest Sempach! – Das hätte ich mir vor ein paar Monaten nicht vorstellen können.
Wie kam es soweit?
Ich wollte meine Stimme für den Ukujam beleben, mit Singstunden bei Andrea Scherrer, die damals bei der Musikschule Sursee unterrichtete. Das war richtig gut. Singen braucht und mobilisiert den ganzen Körper – what a feeling. Ohne Füsse, Becken, Brustkorb, Kiefer, Zähne, Zunge, Rückenstrecker, … und ohne Lächeln geht es nicht. Singen ist also mehr als den Mund auf und zu machen und Töne raus lassen.
Jodeln wäre etwas für dich, sagte eines Tages Andrea – am Samstag ist ein Workshop von Franziska Wigger, geh doch da mal hin.
Äh, ja, warum nicht? Jodeln? Wenn Andrea das sagt, muss was dran sein. Auf ins Abenteuer, ab in die Klangwelten. In nur 90 Minuten hat es mich gepackt. Diese Klänge, Töne und damit verbundenen Gefühle, meine Töne gemischt mit jenen der anderen – einfach wunderbar.
Entsetzen macht sich breit und wird ausgelacht
Mein Kopf und mit ihm mein Geist waren entsetzt – mein Körper und meine Seele hingegen begeistert.
Was tun? Ich habe Kopf und Geist einfach innerlich plappern lassen und ausgelacht, bis Ruhe im Gebälk war. Jodeln tut gut, basta, ich mache weiter damit.
Beim Singen und Jodeln ist es wichtig zu lächeln, mit den Augen, so wird der Ton schöner. Ohne lächeln geht nichts. Lächeln öffnet Räume im Kopf.
Ich jodle mit meinem Chörli
Ich jodle nun fast jeden zweiten Donnerstag im Chörli der Musikschule. Es beflügelt mich. Mein Körper nimmt sich alles sehr zu Herzen, zu Bauch, zu Lunge, zu Schultern, zu Becken, kurz, er erinnert sich täglich an das Einsingen und jodeln und tut dies zwischendurch ohne zu fragen. Er nimmt freudig diese wohligen Haltungen ein, atmet fröhlich, entspannt sich, spürt den Boden – lebt, ist jodelig.
Kopf und Geist haben begriffen, dass es auch sie belebt. Schluss mit Grummeln. Das Selbstbild und die Identität sind neu geordnet. Es passt.
Auf ans Jodelfest in Sempach
Wie ich zum Jodelfest kam? Ich, die früher nicht einmal gemerkt hätte, dass gleich nebenan so ein Fest ist?
Ganz einfach. Franziska Wigger hat uns gesagt, dass wir gut genug zum Auftreten sind. Sie war deutlich und klar. Ich dachte, sie würde das nie mit uns riskieren, wenn sie Zweifel an uns hätte.
Für mich hat ihre Überzeugung genügt, um ja zu sagen. Ich habe sofort geglaubt und gewusst: Das wird klappen und das hat mich die ganze Zeit geleitet. Das Jodelfest bot sich förmlich an, für unseren ersten Auftritt. Schlussendlich waren es 3 Auftritte auf dem Festgelände.
Die Trachte – bitte mit Schuhen!
Genau, ich trug eine Trachte, eine Art Trachte, wie ich meine Jodelkolleginnen informierte. Sie waren schockiert: Das geht nicht. Es muss eine Echte sein.
Uiiuiiuii. Das, nachdem ich das Gewand mit Hilfe von Theres gekürzt hatte. Ja, von Hand umengenommen hatte ich den Saum, mit einem versteckten Stich, den ich seit Jahrzehnten nicht mehr angewandt hatte!
Ich zückte mein Handy. Scroll, scroll, scrooooool. Da, das Foto nach dem Nähakt, ich barfuss auf dem Güllenloch. Hörbare Erleichterung bei den Kolleginnen! Das geht, das ist schön, das kannst du anziehen – aber, bitte mit Schuhen!
Eine Art Trachte – meine Mitjodlerinnen hatten darunter ein Dirndel verstanden. Das ist in ein Nogo: Haufenweise Edelweisse, ausladender Ausschnitt, … ihr wisst schon, was ich meine.
So kam es, dass ich am Innerschweizer Jodelfest in Sempach in einer Trachte, die ich 2007 im Ballenberg aus Neugier probiert und dann erstanden hatte, gesungen und gejodelt habe – mit dem Chörli der Musikschule Region Sempach.
Fazit
Es lohnt sich, sich auf Dinge einzulassen, die man nie im Leben machen würde. Für mich war und ist es Abenteuer pur. Auf leichten Schwingen Distanzen überwinden: Von „mach ich sicher nie“ bis ich „liebe es, es ist wunderbar“.
Danke Andrea Scherrer für den Anstoss, danke Franziska Wigger für die motivierende Art, uns zu leiten, danke meine Mitjodlerinnen für die Klänge, die wir zusammen kreieren. Dank auch an die Musikschule Region Sursee, die so tolle Angebote hat für Erwachsene hat.