Ich bin eine geimpfte Impfskeptikerin und bald erhalte ich die Boosterimpfung. Davon habe ich gestern berichtet Ich bin Impfskeptikerin.
Vielleicht ein überflüssiger Text
Inspiriert durch eine Rückmeldung auf den gestrigen Beitrag, nehme ich das Thema noch einmal auf. Bei diesem schönen Wetter heute bin ich zu Fuss durch die nahen Hügel gestreift und habe nachgedacht. Ich habe darüber sinniert, wo ich überall mit Widersprüchen lebe, ohne auf die Barrikade zu gehen.
So nehme ich seit mehr als 30 Jahren Autobahnlärm in Kauf, obwohl ich weiss und selber auch fühle, dass er schadet. Und, ich fahre selber Auto, zwar wenig, aber ich mute meinen Lärm auch anderen zu.
Ich fliege nicht, weil ich das mit dem Klima schon sehr lange weiss und pflege trotzdem Freundschaften mit Leuten, die Fliegen, sogar für ein Einkaufswochenende nach London. Ich finde das total daneben, sage das auch – die Freundschaft bricht deswegen aber nicht auseinander, schön, oder?
Die Liste ist endlos. Das mit dem Zucker, mehr dazu weiter unten, ist ein Gebiet, in welchem ich meine Anlagen zu Extremismus entwickeln könnte. Möchte ich aber nicht, weil ich weiss, dass damit nichts zu gewinnen ist, gar nichts, das ist für mich offensichtlich.
Kann sein, dass dieser Text überflüssig ist. Ich bin ambivalent, entscheide selber, lieber Leserin, lieber Leser.
Es passt schon
Mein ganzes Leben ist eine Ansammlung Spannungsfeldern, die Entscheidungen von mir verlangen. Ich habe mich für die Impfung entschieden weil
- ich nicht einer Person einen Platz auf der Intensivstation nehmen möchte, im Wissen, dass ich es hätte verhindern können.
- weil für mich plausibel ist, dass eine Durchimpfung der Bevölkerung wichtig für die Bekämpfung der Pandemie ist.
- weil ich diese Krankheit auf keinen Fall haben möchte, da ich weiss, was Fatigue ist und das lieber nie mehr erleben möchte.
- weil ich finde, dass unsere Regierung das nicht so schlecht macht, mit allen Unzulänglichkeiten.
- weil mir bewusst ist, dass vieles, was als normal und tolerierbar gilt, mir wahrscheinlich viel mehr schadet, siehe Exkurs: Zucker weiter unten.
- weil ich endlich wieder ohne Maske einkaufen möchte.
- weil ich wieder unbeschwert mit Menschen zusammen sein möchte.
- weil … nichts perfekt ist und wir uns so oder so durch ein Leben mischeln, das uns mittlerweile ziemlich überfordert.
Der Weg zum Entscheid
Ich habe alle mir zur Verfügung stehenden Informationen studiert, die Spannungsfelder wahrgenommen, mit meinem Liebsten und anderen diskutiert und dann entschieden: Ich lasse mich impfen! Voilà! Eigentlich kein besonderer Vorgang.
Es ist auch so, dass alle geimpften Menschen, die ich kenne, in etwa so entschieden haben. Ich kenne niemanden, der voller Lust und Freude zur Impfung ist. Allen war es mehr oder weniger gschmuch. Ich freue mich jedenfalls nicht auf den Booster.
Wir machen alle solche Abwägungen, jeden Tag ein ganzes Leben lang. Wir können es, wir sind geübt. Möglich, dass es vielen jetzt bewusster wird mit der Pandemie. Eine gute Gelegenheit, das Wissen um diese Tatsachen zu vertiefen und einzuüben.
Was ist uns wichtig, was hat Priorität? Wo muss ich für mich entscheiden und wo, vielleicht gegen meine Überzeugung, für alle? Und: wie halte ich es aus, nicht 100% zu wissen, ob meine Entscheidungen richtig waren und das bringen, was ich mir erhofft hatte.
Nichts ist perfekt oder wenn, nur für ganz kurze Momente. Unsere Kultur ist so, wie sie ist. Voller Vorteile, Nachteile, Widersprüche – das ist Normalität. Die Pandemie hat uns wohl einfach aufgescheucht.
Exkurs: Zucker
Es ist klar, Zucker schadet und hat ein hohes Suchtpotenzial. Er ist für viele chronische Krankheiten verantwortlich, die wiederum hohe Kosten für das Gesundheitswesen verursachen.
Wir brauchen keinen zusätzlichen Zucker. Unser Körper macht ihn selber aus diversen Nahrungsmitteln. Kaum sind wir auf der Welt jedoch, werden wir damit angefüttert, kommen auf den Geschmack, ohne dass wir uns dafür entscheiden könnten … wie es weitergeht wissen wir ja alle.
Was da geschieht ist Zwang auf hohem Niveau - völlig legal und gewünscht. Den Profit machen andere.
Ich versuchte ein Jahr lang Zucker zu meiden. Das ist ein Spiessrutenlaufen, zeitaufwendig und teuer. Man muss praktisch bei jedem Produkt nachlesen, was drin ist. Die Auswahl an möglichen Speisen schrumpft drastisch. Nicht einmal Nature Joghurt und Brot sind frei davon. Da bleibt nur noch selber machen oder ein dickes Portemonnaie. Zuckerfreiheit muss man sich leisten können.
Und da kommt der Bund und macht Ernährungskampagnen mit dicken Menschen auf den Plakaten. Die Botschaft: Mensch, tu was für deine Gesundheit. Bewege dich und esse gesund. Wir haben eine Anleitung: Die Lebensmittelpyramide, mit App.
Um das auszuhalten brauche ich ein gerütteltes Mass an Ambiguitätstoleranz! Das arme Individuum muss sich abmühen, ist selber schuld, wenn es dick wird, krank, ungesund lebt, während im Supermarkt, völlig legal, in jedem Produkt Zucker versteckt ist! Wir leben alle damit und schauen uns auf SRF die Serie über Zucker an – seelenruhig.
Fazit
- Trotz Bedenken und Skepsis erscheint mir die Covidimpfung harmlos, verglichen mit dem, was ich alles mitmache, ertrage, aushalte und schlucke.
- Ich finde nicht alles toll, was unsere Regierung macht. Ich kann aber damit leben, dass nicht alles perfekt ist, mir nicht alles passt und Fehler passieren. Ich erlebe das Leben eh so. Sicherheit gibt es nicht, gab es noch nie aber: Wir tun gerne so, als gäbe es sie, weil wir ja irgendwie klar kommen müssen.
- Wirklich schlimm finde ich die sozialen Folgen der Pandemie, die Fronten die entstehen. Diese wären nicht nötig und sind, finde ich, gegen unsere Natur. Wir sind Kreaturen, die eigentlich kooperativ sind. Bei den kleinen Kindern kann man diese kluge, wunderbare Fähigkeit noch beobachten. Wir verlieren sie zunehmend, weil wir ständig in einem Vergleich zueinander stehen. Wer ist besser? Wer hat mehr? Statt: Wie schaffen wir es zusammen mit allem, was uns umgibt?
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