Als die Pandemie Fahrt aufnahm, war ich bereits eine Impfskeptikerin. Mein Impfbüchlein verzeichnet die letzte Impfung 1985 – Röteln. Tetanus, Malaria, Diphtherie, Pertussis, Masern, Gelbfieber, Poliomyelitis – nein danke, auch nicht für eine Reise in ferne Länder!
Nicht nur Impfskeptikerin
Es kommt schlimmer. Ich bin auch den Nahrungsmitteln gegenüber skeptisch. Ich habe keinen Appetit auf E-Nummern. Sie sind mir zutiefst suspekt. Sie zu entschlüsseln ist nicht wirklich beruhigend: Ammoniak, Formaldehyd, Borax, Azorubin. Allerdings, Coop geht anscheinend verantwortungsvoll damit um. Ich habe eine Liste gefunden. Nur, wirklich entspannt hat mich die Liste nicht.
Eigenes Gemüse aus dem Garten gibt ein gutes Gefühl – wenn ich nicht zu viel über die Herkunft gewisser Setzlinge nachdenke. Bei den Samen von Zollinger und Sativa fühle ich mich sicher. Ich ziehe sie im Gewächshaus aus dem Lehner Versand gleich nebenan: Plastikfolie um Alustangen – Mist!
Weiter glaube ich den Medien nicht. Ich bin überzeugt, dass sie so berichten, dass der Rubel in ihren Kassen klingelt. Und der Bundesrat, die Politik? – Verantwortungsdiffusion, die wollen beliebt sein und tun sich darum schwer mit klaren Entscheiden. Die Parteien? Uiuiui, ein Trauerspiel!
Es gibt kein Entrinnen
Es wird mir klar, ich bin mehr als eine schlichte Impfskeptikerin. Ich bin eine Multimorbide Skeptikerin. Ist das übertrieben? Multimorbid heisst, an mehreren chronischen Krankheiten leiden.
Multiskeptoid also - das bin ich, denn: Ich könnte noch Vieles aufzählen, was mich skeptisch macht.
Zum Beispiel der Verkauf von Wasser in Flaschen in der Schweiz. Die wollen mich über den Tisch ziehen, bin ich überzeugt, die wollen an mein Geld. Die wollen mir weis machen, dass ihr Flaschenwasser gesünder ist als jenes, das aus dem Hahnen kommt und mit welchem ich dusche und die Toilette spüle …
Bring’s auf den Punkt, Marianne
Ok, ich versuche zu einem Abschluss zu kommen. Ich suche noch nach den richtigen Worten.
Impfskeptikerin wird bald geboostet
Ich bin doppelt geimpft, werde demnächst geboostet und ich trinke ab und zu Wasser aus Petflaschen. Ich kaufe Setzlinge ohne ihre Herkunft zu kennen, bestelle Samen und glaube einfach daran, dass sie zu supermegaökobiologischen Gemüsen heranwachsen werden. Ich lese die Zeitung und höre das Echo der Zeit. Die Liste der Spannungen, die ich aushalte ist endlos, deine übrigens auch.
Warum bin ich trotz allem recht friedlich?
Ich verfüge über eine Ambiguitätstoleranz, mit welcher ich recht ausgeglichen unterwegs bin – nicht immer, nein, nein. Aber, es genügt, um nicht laufend in Streit und Groll zu leben. Das ist angenehm.
Ambiguitätstoleranz ist die Fähigkeit, Ambiguitäten, also Widersprüchlichkeiten, kulturell bedingte Unterschiede oder mehrdeutige Informationen, die schwer verständlich oder sogar inakzeptabel erscheinen, wahrzunehmen, ohne darauf aggressiv zu reagieren oder diese einseitig negativ oder – häufig bei kulturell bedingten Unterschieden – vorbehaltlos positiv zu bewerten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ambiguitätstoleranz
Ambiguitätstoleranz kann man nicht essen. Man bekommt sie auch nicht mit der Muttermilch eingeflösst. Sie entwickelt sich im Laufe des Lebens. Das Leben ist ein Eldorado für Spannungsfelder, darum lernen wir, ob wir wollen oder nicht, damit umzugehen.
Mit einer einigermassen gut ausgebildeten Ambiguitätstoleranz kommt man mit den Ungereimtheiten, die das so Leben mit sich bringt, einigermassen zurecht.
Die Gute Nachricht
Da wir alle noch leben, sind wir mehr oder weniger in der Lage, mit Ambiutitäten, also Mehrdeutigkeiten, Ungereimtheiten, Spannungsfeldern, umzugehen.
Im Keim haben wir also alle so eine Toleranz in uns. Die gute Nachricht ist, dass man diese Keime spriessen lassen kann. Man kann lernen, toleranter, entspannter, offener, grosszügiger zu werden. Dabei hilft die Liebe. Das tönt kitschig aber es geht.
Liebe und Zuneigung fühlen
- Also, nimm dir Zeit, in dich hinein zu horchen. Besonders gilt es, deine Sehnsucht nach Verbundenheit mit anderen zu fühlen und aktivieren, Zuneigung frei zu legen, schöne Erinnerungen zuzulassen und so weiter.
- Alsdann frage dich: Wie möchte ich es haben? Wie wichtig sind mir die anderen, zum Beispiel die Schafe, die tun, was ihnen gesagt wird?
- Wenn auch nur ein Fünklein gute Gefühle für diese anderen aufblitzt, sofort zugreifen und den Groll fahren lassen. Sich überlegen, während du weiterhin fühlst, wie du auch anders handeln könntest. Befreundet, grosszügig, entspannt oder ähnlich. Nimm Kontakt mit dem Schaf auf und lass deine Freundlichkeit aus dir herausströmen.
Das war’s. An die Arbeit, liebe Skeptiker- und Skeptikerinnen, lasst uns aufbrechen zu neuen Horizonten mit all unseren Unsicherheiten, Befürchtungen, einsam und mit dem unendlich traurigen Gefühl der Verlorenheit in einer vollen, lauten und viel hellen Welt in der Nacht.
Hoffentlich nimmt diese Geschichte ein gutes Ende: Impfen, ja oder nein! 3 Brüder zerfleischen sich
Folgebeitrag am Tag danach Ich bin Impfskeptikerin – Fortsetzung
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