Diese Woche wurde mir dreimal, von zwei Brüdern und der Mutter, mit Nachdruck gesagt, dass ich dominant sei. Zweimal am Montag und einmal am Donnerstag, in abgeschwächter Form. Dreimal wurde mir wortreich nahe gelegt, darüber nachzudenken und mich danach entsprechend zu ändern. Es gab glaube ich auch gleich einige Tipps dazu.
Bei soviel Engagement meiner Familie für mich, kann ich mich wohl kaum einer gründlichen Reflexion entziehen. Vielleicht finde ich ja dabei heraus, wie ich mich verändern kann, um genehmer zu sein.
Höre ich das Wort dominant, denke ich schnell mal an eine Domina. Ich sehe mich in hohen Stiefeln und Lederdessous peitschenschwingend in einem Raum voller Ketten und Stacheln. Nur, da ist niemand. Wie kann ich denn eine Domina sein, ohne einen Kunden? Allein in der Montur dastehen ist mehr als lächerlich.
Ohne einen Abnehmer oder eine Leistungsbestellerin ist Dominanz absurd und funktioniert nicht oder nur fehlerhaft, scheint es mir. Es braucht mindestens zwei Personen. Neben der Domina, muss einer aktiv die Rolle des Dominierten einnehmen.
Es wird niemandem etwas nützen, wenn ich mich ändere. Ich wüsste nicht, wo ansetzen. Es ist chancenlos. Ich bin nicht mehr so biegsam. Natürlich könnte ich weniger direkt sein, nicht so deutlich, diplomatischer, weniger frech.
Als ich so war, gefiel das auch nicht. Die Kindergärtnerin war besorgt, weil ich kaum redete und alle Lehrerinnen und Lehrer danach auch.
Immer diese quälenden Gespräche und die Frage: warum sagst Du nichts, du machst so schöne Aufsätze? Sie ahnten wohl, dass da in mir schon was drin war. Sie haben es aber nicht gekriegt. Ich hätte aktuell sicher eine Diagnose deswegen. Heute darf man, soviel ich weiss, nicht mehr einfach scheu sein.
Man kann es nie allen recht machen. Ich schon gar nicht. Man kann sich aber füreinander interessieren und sich besser kennenlernen, auch unter Geschwistern oder gerade unter Geschwistern. Wir glauben nämlich immer, dass wir genau wissen, wie die anderen aus dem gleichen Wurf sind.
Samstag, 06. Dezember 2014
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