Sonntag, 06. Juni 2014
Ausser jenen Hardcoremountainbikern (und -innen) unter der Linde, lächeln alle, wenn sie uns sehen. Warum sie uns nicht angesmilt haben, bleibt ungeklärt. Es hatte so nicht sein sollen. Wahrscheinlich war es die pure Eifersucht oder sie waren erschöpft. Sie lagerten neben der Kapelle, hoch über dem Sempachersee und assen Studentenfutter. Waren es ewige Studenten und Studentinnen? Wie dem auch sei, sie redeten, irgendwie angestrengt, über die vergangenen und zukünftigen Steigungen, die sie bewältigen würden.
Was die nicht begriffen haben, ist, dass so eine Sonntagstour auf unseren Scorpionen durch das Hinterland, Leute glücklich macht. Sie lächeln, rufen, wollen mit uns reden. Kleine Kinder kreischen, schreien «schau», fragen: «ist das ein Velo». Selbst grobe Jungs, Migranten und Migrantinnen, Nonnen, Bauernfamilien und Intellektuelle lächeln uns aus ihren Autos an.
Es ist unglaublich. Wir stören nicht, nein, auf der Strasse macht man uns Platz, winkt, grüsst und macht das s’Mueti auf dem Beifahrersitz auf uns aufmerksam.
Die Wirkung wird durch die roten Schirme verstärkt. Ohne Schirme überwiegen die technischen Fragen sportlicher Männer. Mit den Schirmchen hingegen überwiegt der Jö-Effekt.
Wir können so viele Gespräche führen, wie wir wollen. Lange, tiefsinnige, philosophische, oberflächliche, kurze. Man redet über’s Geld, über die Landschaft, die schönen Gefühle auf der Fahrt, über die Art und Weise, die Freizeit zu verbringen. Man erfährt etwas über die Leidenschaften anderer Leute, es kann eine Nähe entstehen, die erstaunt und berührt.
Die Fremden im eigenen Land und wir! Wir, die vergnügt und hochzufrieden herumfahren und ein würdiges, einfaches Gesprächsthema abgeben!
Rote Schirmchen in der grünen Landschaft! Käferartig, herzig! Wir zaubern Lächeln auf die Gesichter. Wir sind harmlos!
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