Auffällig viele schweigsame Paare finden sich, drei Tage nach Silvester, im lokalen Coop ein. Frau greift, energisch voranschreitend, nach Waren links und rechts von ihr. Mit geschäftiger Verschwiegenheit lenkt sie den Einkaufswagen behände durch die prall gefüllten Regale.
Er schleicht hinter ihr her, wirkt linkisch, verunsichert, gelangweilt, als wäre er auf unbekanntem Gelände, einem fremden Planeten.
Wortlos gleiten sie durch die Gemüseabteilung, wortlos kommen sie beim Käse, der Crème fraiche, den Eiern und der Milch an und wenden sich schlussendlich den verbilligten Rollschinken zu. Es passiert nichts. Kein Wort, sie wühlt und findet einen passenden Brocken.
Er hält sich nun am Einkaufswagen fest. Es scheint, dass er ihn erobert hat. Ab sofort stösst er nun das Gefährt, vorbei an den tiefgekühlten Hühnchen, den Büstenhaltern und den Kindersocken.
Neben den Sonderangeboten in der Weinabteilung bleibt er stehen. Er schaut sich um, blickt verstohlen zum Einkaufswagen, greift nach einem der Kartons mit sechs Flaschen Rotwein. Nicht jetzt! Sagt sie, wir haben keinen Platz. Sie hievt ein Aktionspaket WC Papier in die Karre und weiter geht es zur Kasse.
Gemeinsam greifen sie in den Wagen und legen die Produkte auf das Band. Er mit System, sie wie immer. An der Kasse sagt sie: zahlst Du mit der Karte! Das war’s, drei Tage nach Silvester.
Das ist der Auftakt zum Januarloch, denke ich. Das Jahr ist noch ein leeres Gefäss, es wurde noch kaum was erlebt. Man hat ausgeschlafen, hat gegessen, fern geschaut, gute Wünsche ausgeteilt und entgegengenommen. Die anderen sind in die Berge gefahren. Sie tummeln sich mit ihren Brettern im Schnee, an der Sonne, essen Pommes und trinken Kafi fertig.
Die schweigenden Ehepaare sind zuhause geblieben. Sie sind in einer Zwischenzeit, in der nichts zu passieren scheint. Sie sind beide nicht in ihrem Element. Sie warten, bis der richtig Alltag wieder einsetzt und alles in geregelten Bahnen läuft.
Samstag, 03. Januar 2015
Leave a Reply