Sie hat es geschafft! Sie hat sich auch bei Petrus durchgesetzt, unsere Arbeitskollegin S. Die Sonne bricht genau zum richtigen Zeitpunkt durch die Wolken: 14.00 Uhr, die Traumhochzeit kann beginnen! Pünktlich zum Apéro ist dann der Sommer blauhimmlig zurück. Ihr Kleid leuchtet wie das Gefieder eines Schwans. Wir, die Kolleginnen von der Arbeit, sind fast alle zu warm angezogen und transpirieren.
Wir nippen an unseren Gläsern und knabbern an feinen Häppchen. Die Predigt wird besprochen und mit den eigenen Ehe- und Beziehungserfahrungen verglichen. Liebe ist ….!
Neugierig suchen wir die Hauptpersonen der Geschichten, die sie, die Braut, uns jeweils während der Morgenpausen erzählt hat: Die Eltern, die Schwestern, die Freundinnen.
Genüsslich versuchen wir herauszufinden, wer mit wem zusammen ist und wer wem gleicht. Wir sind uns nicht immer einig. Beim Bruder des Bräutigams haben wir uns total vergriffen. Es stellt sich heraus, dass der junge Mann, den wir für den Bruder halten, der Freund der jüngsten Schwester der Braut ist und auf denselben Namen hört, wie der Bräutigam selber. Wir wussten, dass da eine Verbindung ist!
Wir besprechen die Kleider der Frauen, die Anzüge der Herrn.
Mir haben es die roten, für mich abenteuerlichen, Stöckelschuhe angetan. Ich kann es nicht lassen und mache ein Bild.
T. hat sofort bemerkt, dass ich selber neue Schuhe trage. Ich muss sie korrigieren. Die Schuhe habe ich schon lange. Es ist nur eben so, dass ich, wenn immer möglich, Schuhe trage, die nett zu meinen Füssen sind.
Ich habe meiner Grossmutter, jener mit den vulnerablen Walderdbeeren, die Ehre erwiesen, indem ich fast den ganzen Salontisch mit vielen Gläsern und Häppchen umgeworfen habe. Für meine Kolleginnen war das ein Schreck, für mich ist es normal. Meine Grossmutter hat an all unseren Familienfesten Gläser zu Fall gebracht. Ich führe diese Tradition seit Jahren gewissenhaft weiter. Wenn immer es geschieht, lächle ich ihr innerlich zu.
Wir brechen auf, als die Gesellschaft der geladenen Gäste anfängt, sich für den nächsten Schritt, zu formatieren: Die Fotosession!
Wir küssen die Eheleute zum Abschied, drücken ihre Hände und sprechen unsere Wünsche für ihre Zukunft aus, leise, innige Worte, die nicht alle hören können und sollen.
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