Um 17.47 Uhr habe ich es gemerkt. Ich war schon in Olten auf Gleis 12: Heute ist Zapfenstreich in Brugg! Ich hätte Aarau in die andere Richtung verlassen sollen. Gestern wusste ich es noch und vor einigen Tagen hatte im im Familienchat gefragt, ob die Brüder kommen.
Was ist los mit mir? Zapfenstreich, Jugendfest, Zapfenstreich, Jugendfest! – es passiert nichts, keine Emotionen, nichts. Es ist vorbei. Kein Bedürfnis mehr. Die Suche nach alten Bekannten, nach besonderen Begegnungen – lockt nicht sonderlich. Tilt, over, shame on me!
Vielleicht fehlt meine Mutter. Sie liebte das Jugendfest. „Tu viens à la Jugendfest?“ – natürlich zierte ich mich immer ein wenig, aber: ich ging hin. Zapfenstreich mit Ueli und Tina, Rutenzug mit den Eltern, Morgenfeier mit Ueli, Tina, Esther und Hans Kuhn. Als die Kinder kleiner waren eben das ganze Programm: Tanzen, Lauschallee, Ballone. Später dann habe ich einfach fotografiert und: Mittagessen in der Röstifarm mit den Eltern oder ganz früher auf der Habsburg.
Brugg? Klar, ja doch, dienstags, am Ukulele-Jam im Dampfschiff und immer wieder als Ziel einer schönen Velotour der Aare entlang mit Endpunkt bei Ueli und Tina.
Während ich diesen gestern im Zug begonnen Beitrag fertig schreibe, bereiten sich die Kinder in Brugg auf den Rutenzug vor. Ich hingegen werde gleich nordisch walken gehen und dann ins Fitness – solange es nicht zu heiss ist. Ich spüre ganz leicht, dass ich doch nicht so cool bin, wie ich mich gestern fühlte. Eine leichte Melancholie breitet sich in meiner Brust aus. Ihr wisst was ich meine, oder, jedenfalls jene, die in Brugg aufgewachsen sind?
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